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Mercedes-Benz R 107 – Der Roadster, der 18 Jahre lang die Welt verführte

Als Mercedes im Frühjahr 1971 den R 107 präsentierte, ahnte niemand, dass dieser elegante Roadster eine der längsten Bauzeiten in der Firmengeschichte haben würde.

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Fast zwei Jahrzehnte lang – von 1971 bis 1989 – rollte der SL in Sindelfingen vom Band und prägte wie kaum ein anderes Modell das Bild des luxuriösen Offenfahrens.

Ob an der Côte d’Azur, vor einem Luxushotel in Beverly Hills oder auf den breiten Straßen von Kapstadt – der R 107 war ein weltweites Statussymbol.

Design mit Stil und Substanz

Federführend gezeichnet von Friedrich Geiger, präsentierte sich der R 107 mit einer klaren, kraftvollen Linienführung. Die breite Front mit den markanten H4-Doppelscheinwerfern, der große verchromte Grill und die unverwechselbaren gerippten Rückleuchten verliehen ihm eine Eleganz, die bis heute zeitlos wirkt.

Die sanft nach hinten abfallende Motorhaube und die lang gestreckte Seitenlinie machten den SL nicht nur optisch sportlich, sondern auch aerodynamisch effizienter als seine Vorgänger.

Gleichzeitig war er eines der sichersten Cabriolets seiner Zeit – mit verstärkter A-Säule, Knautschzonen und einer besonders stabilen Fahrgastzelle.

Von Granada – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=75104395

Mehr als nur ein Cabrio – das Coupé C 107 SLC

Parallel zum Roadster brachte Mercedes das Coupé C 107 auf den Markt. Unter dem Namen SLC erhielt es einen um 36 Zentimeter verlängerten Radstand, festes Dach und vier vollwertige Sitzplätze.

Das SLC-Coupé war vor allem für Kunden gedacht, die die Technik und den Luxus des SL wollten, aber nicht auf Alltagstauglichkeit verzichten wollten.

Mit seiner charakteristischen steilen Heckscheibe und den rahmenlosen Türen setzte es sich klar vom Rest der Mercedes-Palette ab.

Von Pavel Ševela, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18298372

Motoren für jeden Anspruch

Unter der langen Motorhaube fanden sich im Laufe der Produktionszeit eine Vielzahl von Triebwerken – vom kultivierten 2,8-Liter-Reihensechszylinder bis hin zu drehmomentstarken V8-Aggregaten mit bis zu 5,6 Litern Hubraum.

Die ersten Jahre dominierten der 3,5-Liter-V8 (350 SL) und der 4,5-Liter-V8 (450 SL), später kamen modernisierte Motoren mit Einspritztechnik und verbesserten Abgaswerten hinzu.

Für den US-Markt gab es eigene Varianten, oft mit den typischen massiven Stoßfängern, die heute selbst ein Stück Zeitgeschichte darstellen.

Komfort trifft Innovation

Von Greg Gjerdingen from Willmar, USA – 87 Mercedes 560 SL, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=69236486

Der R 107 war ein Reisewagen durch und durch. Sanft schaltende Automatikgetriebe, bequeme Sitze, optionales Hardtop, Klimaanlage und auf Wunsch Tempomat – dieser SL war für lange Strecken wie gemacht.

Mit der Einführung von ABS Anfang der 1980er und später auch Airbags setzte Mercedes Sicherheitsstandards, die damals in dieser Fahrzeugklasse noch selten waren.

Motorsport mit Stil – die Rallye-SLCs

Auch wenn der SL selbst eher auf Boulevards als auf Schotterpisten zu Hause war, bewies sein Coupé-Bruder SLC, dass Eleganz und Härte kein Widerspruch sind.

Die Rallye-Versionen 450 SLC 5.0 und später 500 SLC feierten internationale Erfolge bei legendären Langstrecken-Events wie der Rallye Vuelta Sudamericana oder der Safari Rallye. Das bewies, dass der R 107 nicht nur schön, sondern auch zäh und leistungsfähig war.

Eine Ära endet – und beginnt neu

1989 endete die Produktion des R 107. Sein Nachfolger, der R 129, brachte eine neue Designsprache und moderne Technik.

Doch der Mythos des R 107 blieb ungebrochen. Heute gilt er als einer der begehrtesten Klassiker aus Stuttgart – ein Fahrzeug, das mit der richtigen Pflege im Alltag gefahren werden kann und dabei immer noch Eindruck macht.

Sein zeitloses Design, die solide Technik und der unverwechselbare Charakter machen ihn zu einem der ganz wenigen Autos, die man in fast jedem Land der Welt sofort erkennt.

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