Als Mercedes im März 1989 den R 129 vorstellte, war klar: Dieser Roadster sollte Maßstäbe setzen.

Er trat die Nachfolge des in Würde gealterten R 107 an, der fast zwei Jahrzehnte lang gebaut worden war – und er brachte all das mit, was Mercedes in den 90ern auszeichnete: klare Linien, technische Innovationen und kompromisslose Sicherheit.
Bis 2001 liefen mehr als zwölf Jahre lang verschiedene Varianten dieses SL vom Band, und noch heute gilt der R 129 als einer der begehrtesten Klassiker der Marke.
Entstehung und Design
Die Entwicklung begann bereits Mitte der 1970er-Jahre, doch erst in den 80ern bekam das Projekt wieder Fahrt. Das Design wurde 1984 festgelegt, und schon da war klar:
Der R 129 würde deutlich moderner auftreten als sein Vorgänger. Flache Linien, breite Spur, eine elegante Front – zeitlos und doch typisch 90er. Ein Patent für das Design wurde 1986 eingereicht, drei Jahre später rollte der SL in Genf erstmals vor die Weltöffentlichkeit.
Von Anfang an bot der R 129 etwas, das Mercedes-Kunden liebten: das Hardtop für die Wintermonate. Später kam die Option mit Glas-Panoramadach hinzu, was Cabriofeeling selbst bei Schnee und Regen ermöglichte.

Technik, die Maßstäbe setzte
Der R 129 nutzte viele Bauteile der parallel laufenden S-Klasse, was für solide Technik und Komfort sorgte. Besonders innovativ war die Sicherheitsausstattung:
- Ein automatisch ausfahrbarer Überrollbügel, der in nur 0,3 Sekunden hochschnellte.
- Extrem stabile A-Säulen, die im Falle eines Überschlags knickstabil blieben.
- Integralsitze, bei denen Gurt und Kopfstütze direkt in den Sitz integriert waren.
Auch beim Fahrwerk zeigte Mercedes seine Innovationskraft: Das optionale Adaptive Dämpfungssystem (ADS) passte die Federung elektronisch an die Fahrsituation an, und bei hohen Geschwindigkeiten senkte sich das Fahrzeug automatisch ab.
Später kamen ESP und Xenon-Scheinwerfer hinzu – damals absolute Neuheiten im Roadster-Segment.

Motorenvielfalt von sechs bis zwölf Zylindern
Unter der langen Haube des R 129 arbeitete zunächst ein Reihensechszylinder oder ein V8. Bald folgte das Topmodell mit dem aus der S-Klasse bekannten V12-Motor, der den SL endgültig in die Liga der Supercars katapultierte.
Die Palette reichte von 2,8 Litern mit 193 PS bis hin zu brachialen AMG-Versionen mit bis zu 525 PS (SL 73 AMG). Besonders beliebt war der SL 500, dessen V8 eine perfekte Mischung aus Kraft, Laufkultur und Alltagstauglichkeit bot.

Modellpflege und Feinschliff
Mercedes hielt den R 129 stets aktuell. 1995 bekam er ein umfassendes Facelift mit neuen Stoßfängern, modernerem Grill, serienmäßigem ESP im SL 600 und optionalen Xenon-Scheinwerfern.
1998 folgte die nächste Überarbeitung, erkennbar an ovalen Endrohren und neu gestalteten Rückleuchten. Selbst in den späten Baujahren blieb der R 129 technisch auf Höhe der Zeit.
Ein Detail, das ihn von vielen Konkurrenten abhob: die enorme Auswahl an Farben und Ausstattungen. Von klassischem Schwarz über leuchtendes Signalrot bis hin zu exotischen Metallic-Tönen wie Bornit oder Smaragdschwarz – der R 129 konnte elegant, sportlich oder extravagant wirken.
Ein Roadster für die Ewigkeit
Mit seinem klaren Design, den innovativen Sicherheitslösungen und den kraftvollen Motoren prägte der R 129 die 90er-Jahre. Stars wie Prinzessin Diana fuhren ihn, und in vielen TV-Serien war er ein Statussymbol.
Heute ist der Roadster längst ein begehrter Klassiker. Gut gepflegte Exemplare – vor allem mit V8 oder V12 – erzielen Höchstpreise, während frühe Sechszylinder noch vergleichsweise erschwinglich sind.
Die solide Technik, die Verzinkung der Karosserie und die hohe Verarbeitungsqualität machen den R 129 auch im Alltag zu einem zuverlässigen Begleiter.

Fazit
Der Mercedes-Benz R 129 ist mehr als ein Auto – er ist ein Symbol seiner Zeit. Er steht für die goldenen Jahre von Mercedes, in denen Ingenieurskunst, Sicherheit und Luxus eine fast perfekte Einheit bildeten.
Wer heute in einem R 129 unterwegs ist, fährt nicht nur ein Auto, sondern ein Stück Automobilgeschichte.