Wenn heute von den großen Klassikern der Marke Mercedes-Benz gesprochen wird, fällt sein Name oft zuerst: der Mercedes-Benz W 136, besser bekannt als 170 V.
Zwischen 1936 und 1953 gebaut, prägte er gleich zwei Epochen – die Vorkriegszeit und den schwierigen Wiederaufbau nach 1945. Kaum ein anderes Modell verkörpert die Standhaftigkeit und Wandlungsfähigkeit der Marke so deutlich.

Der Beginn einer Erfolgsgeschichte
1936 präsentierte Mercedes-Benz auf der Internationalen Automobilausstellung in Berlin den 170 V – das „V“ stand für „Vorn“, da der Vierzylinder-Reihenmotor im Gegensatz zum parallel angebotenen Heckmotor-Typ 170 H vorne eingebaut war.
Der neu entwickelte 1,7-Liter-Motor leistete 38 PS und machte den Wagen für die damalige Zeit erstaunlich flott: bis zu 108 km/h Spitze.
Das Modell war moderner, leistungsfähiger und günstiger als sein Vorgänger W 15 – und wurde ein voller Erfolg. Bereits vor dem Krieg war der 170 V mit über 70.000 Exemplaren der meistgebaute Mercedes-Pkw.

Vielfalt an Karosserien
Einer der Gründe für den Erfolg war die Vielseitigkeit: Der 170 V war Limousine, Cabriolet, Roadster, Tourenwagen, Taxi oder Nutzfahrzeug.
Selbst Kübelwagen-Varianten für Polizei und Militär entstanden. Besonders beliebt war der viertürige Wagen als Taxi – robust, zuverlässig und mit viel Platz.
Auch Exoten gab es: etwa den „Schwiegermuttersitz“ im Roadster, eine kleine Notsitzbank hinter den Vordersitzen.

Kriegsjahre und Holzgas-Experimente
Während des Zweiten Weltkriegs wurde der 170 V auch in militärischen Versionen gebaut – unter anderem als Kübelwagen. In Zeiten knapper Treibstoffe entstanden sogar Holzgas-Varianten mit Generator auf dem Heck.
Diese liefen nicht mit Benzin, sondern mit Holz oder Kohle – der Verbrauch lag bei rund 15 Kilogramm Holz pro 100 Kilometer.
Symbol des Neuanfangs

Nach dem Krieg lag das Werk in Trümmern – und doch nahm Mercedes schon 1946 die Produktion des 170 V wieder auf.
Zunächst entstanden Nutzfahrzeuge wie Liefer- und Krankenwagen, ab 1947 wieder die Limousine. Damit war der 170 V der erste Nachkriegs-Mercedes – ein Symbol des Wiederaufbaus.
1949 folgte der 170 D, das erste Diesel-Pkw-Modell der Nachkriegszeit. Robust und sparsam, wurde er besonders bei Behörden und Taxiunternehmen beliebt.
Kontinuierliche Weiterentwicklung
Mercedes passte den W 136 immer wieder an:
- 1950 kamen stärkere Bremsen, mehr Platz im Innenraum und ein größerer Kofferraum.
- 1952 gab es eine breitere Spur, neue Stoßstangen und eine größere Frontscheibe.
- Ab diesem Zeitpunkt hießen die überarbeiteten Varianten 170 Va/Da und später Vb/Db.
Bis 1953 blieb der 170 im Programm, bevor der völlig neue Ponton-Mercedes (W 120) das Steuer übernahm.
Produktion und Erbe
Insgesamt entstanden fast 140.000 Exemplare des 170 V sowie rund 34.000 Diesel-Modelle. Damit war der W 136 nicht nur der wichtigste Mercedes seiner Zeit, sondern auch ein Grundstein für die Rückkehr der Marke in die Weltspitze.
Fazit: Ein Auto, das Geschichte schrieb
Der Mercedes-Benz W 136 ist mehr als nur ein Oldtimer. Er ist ein Meilenstein der Automobilgeschichte, der den Übergang von Vorkriegs-Technik über Kriegsjahre bis hin zum Wirtschaftswunder begleitete.
Heute sind gut erhaltene Exemplare begehrte Sammlerstücke – und rollende Zeugen einer Epoche, in der Autos nicht nur Fortbewegungsmittel, sondern Symbole von Hoffnung und Neubeginn waren.