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VW XL1 – der Traum vom Ein-Liter-Auto

Sparsamkeit und Effizienz sind heute zentrale Themen in der Autoindustrie. Doch schon Anfang der 2000er-Jahre hatte Volkswagen einen radikalen Traum: ein Auto, das nur einen Liter Diesel auf 100 Kilometer verbraucht.

Heraus kam der VW XL1 – ein futuristisches Coupé, das zwischen 2014 und 2016 in einer Mini-Serie von nur 200 Exemplaren gebaut wurde.

Von youkeys – DSC01960_DxO, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=28935408

Die Anfänge: Ferdinand Piëchs Vision

Die Geschichte des XL1 begann bereits 2002. Damals präsentierte VW die erste Studie, schlicht „1L“ genannt. Das winzige Auto bot nur zwei Sitze in Tandem-Anordnung, erinnerte an einen Kabinenroller – und schaffte tatsächlich unter einem Liter Dieselverbrauch.

VW-Chef Ferdinand Piëch setzte ein Zeichen, als er höchstpersönlich von Wolfsburg nach Hamburg zur Hauptversammlung fuhr – mit einem Durchschnittsverbrauch von 0,89 Litern auf 100 Kilometer. Damit war der Mythos des „Ein-Liter-Autos“ geboren.


Vom Prototyp zum XL1

2009 folgte die seriennahe Studie L1, diesmal schon mit Hybridantrieb: Ein Zweizylinder-TDI im Heck wurde mit einem Elektromotor kombiniert. Der Verbrauch lag bei immer noch sensationellen 1,38 Litern – und erstmals war das Auto so nah an der Serienproduktion wie nie zuvor.

2011 präsentierte VW schließlich die fast fertige Version: den XL1. Anders als die ersten Studien saßen Fahrer und Beifahrer nun nebeneinander, was den Alltagsnutzen erhöhte – auch wenn der cw-Wert dadurch leicht stieg.


Technik: Minimalverbrauch trifft Hightech

Von Nozilla – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25068846

Der XL1 war ein Plug-in-Hybrid. Unter der Karosserie aus Kohlefaser (CFK) arbeitete ein winziger 0,8-Liter-Zweizylinder-Diesel mit 48 PS, unterstützt von einem 20-kW-Elektromotor.

Die Werte waren spektakulär:

  • Verbrauch: 0,9–1,0 Liter Diesel pro 100 km (Werksangabe)
  • Reichweite: 550 km (davon ca. 35 km rein elektrisch)
  • Gewicht: nur 795 kg
  • cw-Wert: 0,186 – ein Spitzenwert selbst im Vergleich zu heutigen E-Autos

Dank Leichtbau mit Carbon, Aluminium und Magnesium war der XL1 ein echtes Technologieträger-Projekt – fast schon ein Concept Car für die Straße.


Von RudolfSimon – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10134257

Produktion und Preis

2013 feierte der XL1 seine Premiere auf dem Genfer Autosalon. Geplant war zunächst eine Kleinserie von bis zu 250 Fahrzeugen, letztlich entstanden aber nur 200 Stück im VW-Werk Osnabrück.

Der Preis war ebenso exklusiv wie das Auto: Rund 111.000 Euro kostete der futuristische Zweisitzer – ein Betrag, der viele potenzielle Käufer abschreckte. Die meisten Exemplare gingen deshalb an Sammler oder in die VW-Museen.


Exotische Variante: der XL Sport

Von Thesupermat – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38339337

Auf dem Pariser Autosalon 2014 sorgte VW für eine Überraschung: den XL Sport. Statt auf Minimalverbrauch setzte diese Version auf maximale Performance – angetrieben vom V2-Motor der Ducati 1199 Panigale Superleggera mit 200 PS. Das Leichtbau-Coupé schaffte damit über 270 km/h.

Ein extremes, aber faszinierendes Experiment – und heute eine echte Rarität.


Warum der XL1 wichtig war

Der VW XL1 blieb zwar eine Nische und verkaufte sich nicht in großen Stückzahlen. Doch er war ein Technologieträger: Leichtbau mit Carbon, Hybridtechnik, Aerodynamik – vieles davon floss später in Serienfahrzeuge ein.

Für Volkswagen war er außerdem ein Prestigeprojekt: Der Beweis, dass man technisch in der Lage ist, das „Unmögliche“ zu bauen.


Fazit: Zukunftsauto von gestern

Heute, im Zeitalter von Elektroautos und Plug-in-Hybriden, wirkt der XL1 fast wie ein Vorläufer. Sein Konzept – maximale Effizienz statt PS-Protzerei – passte damals noch nicht zum Markt, doch es machte den Weg frei für spätere Entwicklungen.

Mit nur 200 gebauten Exemplaren ist der VW XL1 heute ein gesuchtes Sammlerstück. Ein Auto, das zeigt, dass Volkswagen einmal den Mut hatte, Träume auf die Straße zu bringen – und mit einem Diesel-Hybrid die Zukunft erfinden wollte.

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