Touch, Swipe, Scroll – doch zu welchem Preis? Was in Smartphones längst Alltag ist, zieht immer mehr in unsere Autos ein: Große Touchscreens, multifunktionale Menüs und digitale Bedienoberflächen sollen Komfort bringen.
Doch sie sorgen auch für gefährlich viel Ablenkung – und das zunehmend.

Ablenkung durch Technik: Ein wachsendes Problem
Früher genügte ein Dreh am Knopf, heute sind es oft mehrere Schritte durch verschachtelte Menüs. Ob Klimaanlage, Sitzheizung oder Bluetooth-Verbindung – alles passiert am Bildschirm. Verkehrspsychologe Prof. Tibor Petzold (TU Dresden) warnt:
„Die Fahraufgabe ist eine sehr visuelle. Wer den Blick von der Straße abwendet, um ein Menü zu bedienen, erhöht das Unfallrisiko.“
Auch der ADAC bestätigt in Tests mit Probanden: Besonders gefährlich wird es, wenn Fahrer*innen bei hohen Geschwindigkeiten in Untermenüs navigieren – etwa um eine neue Adresse ins Navi einzugeben.
Was sagt das Gesetz?
Laut § 23 der StVO ist nur eine „kurze Blickabwendung“ vom Verkehr erlaubt. Was das bedeutet? ADAC-Sprecherin Katharina Lucà erklärt:
„Eine Navi-Adresse während der Fahrt einzugeben ist eindeutig zu lang – das ist nicht zulässig.“
Ähnlich wie beim Telefonieren mit dem Handy gilt: Wer durch Technik länger abgelenkt ist, verstößt gegen die Straßenverkehrsordnung – auch wenn das schwer zu kontrollieren ist.
Industrie im Umdenken: Zurück zu Knöpfen?
Volkswagen selbst hat inzwischen zugegeben, dass der starke Fokus auf Touch-Bedienung ein Fehler war. Neue Modelle sollen wieder mehr klassische Bedienelemente bekommen.
Petzold meint:
„Tesla hat mit seinen Riesen-Tablets Maßstäbe gesetzt. Aber aus Nutzersicht ist das nicht immer optimal.“
Weniger wäre mehr – aber will das überhaupt jemand?
Viele stellen sich die Frage: Warum nicht einfachere Autos für ältere oder technikferne Menschen bauen?
Simon Schütz vom Verband der Automobilindustrie meint:
„Die Hersteller liefern, was nachgefragt wird. Für einfache, reduzierte Bedienkonzepte fehlt in Europa bislang die große Nachfrage – das bleibt vorerst Nische.“
In China sieht das anders aus: Dort boomt die Technik. Karaoke im Auto ist dort längst Realität.
Fazit: Komfort vs. Sicherheit
Moderne Technik im Auto kann hilfreich sein – aber nicht um jeden Preis. Gerade beim Fahren ist weniger oft mehr. Vielleicht ist es an der Zeit, das klassische Prinzip der „Blindbedienung“ wieder stärker zu würdigen – nicht nur der Sicherheit zuliebe, sondern auch für ein entspannteres Fahrerlebnis.